Wir sind wieder da! Pünktlich um 10.30 Uhr liefen wir am 23. April 2022 mit der Thor Heyerdahl in Kiel ein. Hier erwarteten uns unsere Familien und unsere Freunde. Wir wurden herzlich willkommen geheißen und mussten gleichzeitig voneinander Abschied nehmen. Mehr Fotos vom Einlaufen findet Ihr im Blog des KUS-Projekts. Aber auch wenn KUS 2021/22 feierlich zu Ende ging, bleiben wir KUSis miteinander verbunden. Einmal KUSi, immer KUSi.
Das mediale Interesse war riesig. Viele Redaktionen berichteten über das Ende unserer Reise. Hier zwei Beispiele. Ein Ausschnitt aus der Bild am Sonntag vom 24. April 2022 …
Donnerstagmittag, 21. April 2022, passiert die Thor Heyerdahl Rendsburg. Hier ist seit Ostern die berühmte Schwebefähre wieder in Betrieb. Im Laufe des Tages erreichen die KUSis nach ihrer Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Kiel wieder heimatliche Gewässer. Am Samstag um 11 Uhr wird Schiff und Mannschaft wieder daheim am Seefischmarkt/Schwentine in Kiel erwartet.
Wir sind jetzt noch 100 Seemeilen von Helgoland entfernt. Von da aus ist es ein Katzensprung zurück nach Kiel. Während unsere Reise also zu Ende geht, fiebern gleichzeitig die neuen Bewerber*innen ihrem Probetörn entgegen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie aufgeregt ich war. Eigentlich fing mit dem Probetörn die Reise an. Damals habe ich im Garten gezeltet und wir haben uns per Zoom getroffen. Auch in die virtuellen Welt schafften wir es, gemeinsam zu kochen, gemeinsam Sport zu machen, gemeinsam zu lachen. Ich wünsche allen Probetörnler*innen für KUS 2022/23 viel Spaß. Und weil ich weiß, dass man gerade in dieser Zeit alle Informationen rund um KUS und Thor Heyerdahl aufsaugt wie ein Schwamm, hier ein Buchtipp von mir.
Atlantikblau
Anuschka Korstian ist 2010/11 an Bord der Thor Heyerdahl mitgefahren. Danach hat sie ihre Erlebnisse in dem Buch „Atlantikblau – 12.538 Meilen über das Meer“ niedergeschrieben. Es ist ein sehr persönliches Buch über diese besondere Reise und handelt über Seekrankheit, Flauten, Stürme, Vulkanbesteigungen, zerfetzenden Segeln, Schiffsübergabe ohne Meuterei, süßen Tagen unter Palmen, Wanderungen durch den Dschungel. Und es handelt von Freundschaft und Kameradschaft an Bord der Thor Heyerdahl. Wer in die Welt von KUS eintauchen will, sollte die Nase in dieses Buch stecken. Das Problem: Das Buch ist schwer zu bekommen. Im normalen Handel ist es vergriffen. Probiert es im Antiquariat. Es lohnt sich.
Anuschka Korstian: Atlantikblau – 12.538 Meilen über das Meer. Windsor Verlag 2014. ISBN 978-1-627841-43-6 Link zu Amazon
Grobe See: Nach mildem Wetter wird es jetzt auf dem Meer deutlich grober. Vorbei die milden karibischen Tage und Nächte. Im Gegenteil: vergangenes Wochenende hat uns der starke Wind sogar das Marssegel zerrißen. Mehr dazu im digitalen Logbuch der Thor Heyerdahl. Wir haben unser Ersatzsegel angeschlagen. Unser Ölzeug und die Gummistiefel sind jetzt wieder täglich im Einsatz. Jetzt geht es in den Englischen Kanal und es sind nur noch rund zwei Wochen bis wir heimkehren und wir wieder in Kiel einlaufen.
Mit Blick auf den Englischen Kanal denken wir hier an Bord an den Beginn unserer Reise. Damals retten wir dort wenige Tage nach dem Auslaufen zwei Flüchtlinge aus Seenot. Damals war es auch sehr stürmisch und erlebten wir am eigenen Leib, was es heißt, wenn Seeleute davon sprechen, dass „Grobe See“ herrscht. Obwohl dies gerade einmal fünfeinhalb Monate her ist, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Mittlerweile kennen wir alle Arten von Seegang und Wetter. Wir haben gelernt, damit umzugehen.
Jetzt heißt es für uns: Azoren – Zurück in Europa. Die ersten Tage unseres Azorenaufenthaltes haben wir entspannt gestaltet. Von Pizza an die Pier bis zu Landgang war alles dabei. Natürlich durften auch keine Besuche in der vielleicht berühmtesten Kneipe Europas fehlen. Es ist das Peter Café Sport in Horta. Hier tranken wir oft Kakao und aßen Kuchen. Nach der Erholungsphase hat unser eigentliches Landprogramm mit Whalewatching begonnen, wo wir Pottwale gesehen haben, die sogar gesprungen sind.
Auf Portugals Spitze
Am Tag nach dem Treffen mit den Pottwalen und Delphinen haben wir Portugals höchsten Berg bezwungen. Wir stiegen auf den Pico. 2.351m über dem Meeresspiegel bot sich uns ein wahnsinniger Ausblick. Übrigens berichte ich im Blog des KUS-Projektes ausführlich darüber. Anschließenden stand ein Forschertag auf dem Programm. Er wurde zusammen mit der Universität der Azoren durchgeführt. Dabei haben wir uns die Plastikverschmutzung der Meere und das Ökosystem Tiefseekoralle genauer angesehen. Zum Abschluss lag noch ein echtes Abenteuer vor uns. Wir wanderten und kampierten. In drei Kleingruppen erkundeten wir so die Inseln Faial und Pico. Besonders schön waren die versteckten Campingplätze am Meer. Jetzt laufen wir wieder aus und machen uns auf den Heimweg. Übrigens: zusammen mit Jonathan berichte ich im KUS Cast über unseren Aufenthalt auf den Azoren.
Die letzte Seeetappe unserer Reise beginnt. Apropos, unseren aktuellen Standort kannst Du über meinen Post vom 12.01.2022 abrufen. In etwas mehr als drei Wochen sehen wir in Kiel endlich unsere Familien und Freunde wieder. Indes mischt sich in die Wiedersehensfreude auch Wehmut über den Abschied.
Mein kurzer Rückblick auf Dominica: Unser Aufenthalt hier in der Karibik war wunderschön, nicht nur landschaftlich sondern auch kulturell. Als wir in Portsmaus eingelaufen sind hatten wir erst mal ein paar Tage frei und konnten die Stadt erkunden. Dabei ist uns die Kultur aufgefallen. Wie völlig anders als in Deutschland. Unser Landprogramm auf Dominika bestand darin, in neun Tagen zu wandern, das Haus von Brendalee aufzubauen und an Bord die Karibik zu genießen. Unser Auftrag: Schnobataso. Was das ist? Das erfährst Du in der Folge 4 des KUS Casts. Auf der Insel hatte ich nicht soviel Möglichkeiten, Online zu gehen. Deshalb kommt mein Rückblick auf Dominica verspätet. Mit dem Eintreffen neuer Crew, hat auch unsere zweite Atlantiküberquerung begonnen. Wir sind auf dem Rückweg.
Wir sind spät dran. Um genau zu sein, sind wir auf Dominica fünf Stunden hinter der MEZ, der Mitteleuropäischen Zeit. Euch zuhause einen guten Morgen. Ich gehe jetzt ins Bett.
„Es gibt für Dich nur einen Weg, Dominica zu verstehen: Du musst es erwandern, kreuz und quer!“
Alec Waugh, britischer Autor, in „The Sunlit Caribbean“ (1948)
Dem Aufruf von Alec Waugh folgen wir und machen uns auf den Weg. Fotos ergänze ich hier sobald möglich. Und ich grüße herzlich an dieser Stelle alle daheim: Freunde, Familie, Mitschüler*innen und Lehrer*innen.
Hier ein kurzes Update. Nach 2200 Seemeilen und zweieinhalb Wochen auf dem Atlantik sind wir wohlbehalten in der Karibik angekommen. Zuletzt haben wir KUSis das Kommando über die Thor Heyerdahl übernehmen dürfen. Unsere Schülerkapitänin Marlene und unsere beiden Steuerleute Mona und Leo haben uns sicher nach Dominica navigiert. (Edit: hier geht es zum Podcast über die Schiffsübergabe von Lili und Leo.Und hier findest Du die Bildergalerie unserer Überfahrt von Cabo Verde nach Dominica.) Dank des günstigen Windes haben wir zwei Tage früher die Kleinen Antillen erreicht. Jetzt genießen wir die milden Temperaturen und die wunderschönen Strände, bevor wir uns unserem nächsten Projekt widmen, dem Wiederaufbau des Hauses von Brandalee Samuel.
Vorwarnung: In diesem Post wird es technisch. Ich versuche, die Takelage der Thor Heyerdahl möglichst einfach zu erklären. Die Takelage wird auch Rigg und Takelwerk genannt. Die Segel selbst gehören nicht zur Takelage. Die Takelage besteht aus dem Klüverbaum, dem Schonermast mit Stenge (das ist die Mastverlägerung) und Rahen, dem Großmast mit Stenge und dem Besanmast mit Stenge sowie dem dazugehörigen Tauwerk. Beim Tauwerk wird unterschieden zwischen „stehendem Gut“ und dem „laufenden Gut“. Zum stehenden Gut gehören das Tauwerk, das die Masten hält, also die Stage und die Wanten. Stage heißen die Abspannungen zur Versteifung der Masten in Längsrichtung des Schiffes, die Wanten stützen die Masten seitlich (querschiffs). An den Wanten steigen wir hoch ins Rigg.
Laufendes Gut
Als laufendes Gut bezeichnet man in der Seefahrt Tauwerk, das zum Bedienen der Segel notwendig ist, selbst aber nicht fest mit dem Schiff verbunden ist. Zur Takelage der Thor Heyerdahl gehören als laufendes Gut die Fallen, Dirken und Niederholer. Auch das muss ich kurz erklären. Ein Fall ist also ein Stück Tauwerk mit dem Segel gesetzt, geborgen und gerefft werden. Die Dirk ist eine Leine, die den Baum bei geborgenem Segel in seiner horizontalen Lage hält. Und der Niederholer dient dazu, das Segel einzuholen, also runter zu ziehen.
Abkürzungen der Segel
AK – Außenklüver B – Besansegel BF – Baumfock Br – Brahmsegel BrF – Breitfock BT – Besantoppsegel F – Flieger G – Großsegel GSS – Großstengestagsegel GT – Großtoppsegel IK – Innenklüver M – Marssegel MK – Mittelklüver S – Schonersegel SkS – Skysegel
Diese 15 Segel bringen es zusammen auf rund 830 Quadratmeter Segelfläche.
Dreimast-Toppsegelschoner
Unsere Thor Heyerdahl hat drei Masten. Sie ist ein Dreimast-Toppsegelschoner. Ein Schoner ist ursprünglich ein Segelschiff mit zwei Masten. Der vordere Mast ist dabei kleiner als der hintere Mast. Die trapezförmigen Segel sind gegeneinander zwischen den Masten angeordnet. Ein Toppsegelschoner wie die Thor hat am Besanmast und am mittleren Mast je zwei Segel. Die oberen davon sind die Toppsegel, also das Besantoppsegel und das Großtoppsegel. Am vorderen Mast gibt es bei der Thor zwei weitere Toppsegel: das Marssegel und das Bramsegel. Diese Segel hängen an großen Querstangen, den Rahen. In der Seefahrt heißt dass, es sind rahgetakelte Toppsegel.
Also: Schoner + drei Masten + zusätzliche Toppsegel = Dreimast-Toppsegelschoner.